Vor vielen Jahren hatte ich an meinem Arbeitsplatz ein einschneidendes Erlebnis. Ich arbeite in einer psychiatrischen Klinik und dort haben wir den ganzen Tag mit leidenden Menschen zu tun, die Mitgefühl, Empathie und Wertschätzung von uns erfahren und auf ihrem Heilungsweg unterstützt werden.
Eine Arbeitskollegin, eine junge Schwesternschülerin, meldete sich telefonisch für ein paar Tage krank, weil ihr Freund sie verlassen hatte. Eine nachvollziehbare Reaktion, immerhin haben wir genug Patienten, die wegen einer Trennung sogar Suizidversuche unternehmen.
Zu meinem Erstaunen machten sich jedoch einige Kollegen darüber lustig, meinten, sie solle sich nicht so anstellen, Liebeskummer sei kein Grund, der Arbeit fern zu bleiben…..
Puuuuhhhhh….kann man so sehen, muss man aber nicht, ist meine Meinung dazu. Ehrlich gesagt haben mich diese Reaktionen sehr betroffen gemacht. Ich finde es sehr mutig, den wahren Grund fürs Kranksein auch den Kollegen mitzuteilen, und auch, wenn es „nur“ Liebeskummer ist. Es ist ein Akt von Selbstfürsorge, wenn es einem nicht gut geht, man gerade am Anfang nur weinen möchte, zu Hause zu bleiben, sich erstmal in den Schmerz fallen zu lassen und sich Gutes zu tun. Es bringt niemandem etwas, die Zähne zusammenzubeißen, die traurigen Gefühle zu leugnen und hinter einer angepassten Fassade zur Arbeit zu gehen, wobei man innerlich am liebsten sterben würde.
Liebeskummer ist eben keine Bagatelle! Dafür möchte ich mich einsetzen und das ist mein Anliegen und meine Mission. Diejenigen, die eine Trennung nicht völlig aus der Bahn haut, dürfen sich sehr glücklich schätzen und es zeugt von vielen Ressourcen, der Fähigkeit zur Selbstregulation und einer guten Resilienz, wenn man eine hohe Trennungskompetenz hat. Aber für einige Menschen ist eine Trennung wie ein Weltuntergang. Manchmal bricht von einem auf den anderen Tag gefühlt die komplette Existenz zusammen, man bekommt den Boden unter den Füßen weggezogen und fällt und fällt und fällt. Und gerade, wenn man es nicht hat kommen sehen, steht man anfangs völlig unter Schock und ist kaum noch zur Alltagsbewältigung fähig.
Oft bewirken aber die schlimmsten Trennungen im Nachhinein die größte persönliche Weiterentwicklung. Das kann man im tiefsten Liebeskummer jedoch noch nicht sehen. Aber meistens blickt man später, nach gelungener Verarbeitung, zurück auf die Beziehung und hat ein tiefes Verständnis dafür bekommen, warum sie hat scheitern müssen.
Bis man dahin kommt, darf alles gefühlt und erlebt werden und es ist immens wichtig, sich und seinen Kummer nicht zu verstecken und offen damit umzugehen. Was nicht heißt, dass man im Leid versinken sollte und nur noch mit Schokolade im Bett liegt und weint. Aber für eine gewisse Zeit ist auch das okay.
Ich wünsche mir viele mutige Menschen, die dazu stehen, dass eine Trennung ein tief einschneidendes Erlebnis sein kann und die ihre negativen Gefühle nicht verdrängen und verbergen. Und die sich dann am Ende der Verarbeitung zu einem wunderschönen Schmetterling entpuppt haben, der in ein neues Leben fliegt.
Wenn Sie Hilfe bei der Verarbeitung einer Trennung brauchen oder wenn Sie im chronischen Liebeskummer eine Affäre feststecken, melden Sie sich gerne bei mir!
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